
Wir, als GRÜNE JUGEND Mecklenburg-Vorpommern, setzen uns stets mit der
systemischen Ebene von gesellschaftspolitischen Themen auseinander. Echte Vielfalt, die alle
sieben Kerndimensionen – Alter, ethnische Herkunft und Nationalität, Geschlecht und
geschlechtliche Identität, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung,
sexuelle Orientierung und soziale Herkunft – umfasst, ist in einem kapitalistischen und
neoliberalen System nicht realisierbar. Statt sozialer Gerechtigkeit dominieren wirtschaftliche
Interessen zu oft die Entscheidungsprozesse, wodurch strukturelle Diskriminierung weiter
bestehen kann. Die Folge davon ist die Konzentration von Macht und Ressourcen in den
Händen weniger großer Konzerne. Dieser Zustand erschwert es, Utopien, Lebensweisen und
eine echte solidarische Gemeinschaft zu entwickeln, die nicht primär auf Gewinnmaximierung
ausgerichtet sind. Dadurch wird die Vielfalt in Bereichen wie Medien, Bildung und Jugendkultur
zunehmend eingeschränkt. Zwar sind Verbesserungen der Lebensumstände für Individuen
innerhalb dieses Systems möglich, jedoch beseitigen sie nicht die grundlegenden
Mechanismen, die Ungleichheit und Unterdrückung aufrechterhalten.
In den letzten Jahren wurden einige gesellschaftspolitische Fortschritte erzielt, die die
Lebensrealitäten vieler Menschen verbessert haben. Doch einzelne Errungenschaften wie die
„Ehe für Alle“ oder die Frauenquote bedeuten keine kollektive Befreiung von marginalisierten
Gruppen. Sie gleichen individuelle Benachteiligungen in einem bestehenden System aus, ohne
dessen strukturelle Diskriminierung grundlegend zu verändern.
So stellt die „Ehe für Alle“ gleichgeschlechtliche Paare formal mit heterosexuellen Paaren
gleich, erzwingt aber weiterhin die Anpassung an ein traditionelles, heteronormatives
Familienmodell. So auch das neue Selbstbestimmungsgesetz, es bringt Erleichterungen für
trans* Personen, indem es den bürokratischen Prozess der Personenstandsänderung
vereinfacht, lässt jedoch weiterhin strukturelle Barrieren und gesellschaftliche Diskriminierung
unangetastet. Beispielsweise bleibt der Zugang zu medizinischer Versorgung für trans*
Menschen oft erschwert, und gesellschaftliche Akzeptanz kann nicht allein durch gesetzliche
Änderungen erzwungen werden. Diese Veränderungen sind essentiell, da sie das Leben vieler
Menschen konkret erleichtern, jedoch dürfen sie nicht das Ende unseres politischen Handelns
sein.
Unser Ziel muss es sein, ein System zu gestalten, das eine echte Vielfalt ermöglicht und nicht
nur Anpassungen innerhalb bestehender Strukturen vornimmt.
In Zeiten des Rechtsrucks – Vielfalt verteidigen, Demokratie stärken
Was wir seit Jahren erleben, ist eine Verschiebung des politischen und gesellschaftlichen
Diskurses nach Rechts. Dies bedeutet eine reelle Gefahr für marginalisierte Gruppen dieser
Gesellschaft. Dass der Abbau der Demokratie mit der Einschränkung von
Vielfalt zusammenhängt, erleben wir ganz faktisch in den USA, wo ein
faschistischer und rechtsextremer Präsident regiert, der nur noch zwei
Geschlechter anerkennt
Und das erleben wir bei uns, besonders in der aktuellen Migrationsdebatte. Das
Instrumentalisieren von geflüchteten und migrantisierten Menschen spielt vor allem der AfD in
die Karten, schürt Vorurteile und spielt Gruppen innerhalb der Gesellschaft gegeneinander
aus. Wenn wir über eine Verschiebung nach Rechts sprechen, müssen wir uns auch mit unserer
Parteien auseinandersetzen. Denn auch die Grünen haben in den letzten Jahren
Entscheidungen mitgetragen, die wir als GRÜNE JUGEND verurteilen. Genau da müssen wir
laut bleiben und aufzeigen, wie eine progressive, solidarische und menschenrechtsorientierte
Politik aussehen kann. Dafür gehen wir auch außerhalb der Wahlkämpfe in Gespräche an die
Haustüren und sprechen mit den Menschen vor Ort über die Themen, die ihnen Sorge bereiten
und unterstützen sie dabei solidarisch.
Wir widersetzen uns Rechtsextremist*innen und Faschist*innen, wir verteidigen die
Demokratie, denn das ist auch der Kampf für ein vielfältiges Leben.
Treat every Crisis – Vielfalt und die Klimakrise
In einer Zeit multipler Krisen erleben wir zunehmend wie eine dieser Krisen hintenüber fällt – die
Klimakrise. Selbst im Wahlkampf, in dem es besonders um die Themen geht, die in den
folgenden 4 Jahren gesetzt werden, wurde die globale Erderwärmung und was wir dagegen
tun, viel zu sehr in den Hintergrund gedrängt. Dabei ist es besonders jetzt unabdingbar über
das Klima zu sprechen, in einer Zeit des Rechtsrucks und eines zurückkehrenden Faschismus.
Denn um den Klimawandel zu bekämpfen, brauchen wir eine starke Demokratie. Und nicht nur
die Demokratie, sondern auch ganz konkret eine effiziente und sozial gerechte Klimapolitik,
brauchen wir, um vielfältiges und diverses Leben zu ermöglichen. Während wir, im
Zusammenhang mit der Klimakrise, oft noch über Zukunftszenarien sprechen, betrifft sie
bereits jetzt und schon seit Jahren ganz konkret die Lebensrealitäten von Tausenden
Menschen. Besonders für die „Most Affected People and Areas“ (MAPA), also die am stärksten
betroffenen Menschen und Gebiete, wie etwa der globale Süden bedeuten die Auswirkungen
der Klimakrise bereits jetzt eine existenzielle Bedrohung. Sie leiden unter extremen
Wetterereignissen wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürmen, die zu
Ernteausfällen, Wassermangel, Vertreibung und wirtschaftlichen Verlusten führen.
Diese Regionen sind oft am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich, tragen aber die
schwersten Folgen, was bestehende soziale und ökonomische Ungleichheiten weiter
verschärft und die Anpassungsfähigkeit dieser Gemeinschaften stark herausfordert. Zudem
sind sie im internationalen Diskurs über den Umgang dieser Krise gegenüber Stimmen des
globalen Nordens unterrepräsentiert. Die Klimakrise ist also auch ganz konkret eine
Gerechtigkeitskrise.
Aber auch in Deutschland haben die Folgen der Klimakrise zunehmend
Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Besonders die vulnerablen
Gruppen wie Kinder, chronisch kranke, sozial benachteiligte und ältere
Menschen sind von den Folgen der Klimaveränderungen stärker betroffen. Sie
leiden unter Hitzewellen, die gesundheitliche Risiken erhöhen, haben oft weniger
Ressourcen zur Anpassung an extreme Wetterereignisse und sind anfälliger für die indirekten
Folgen wie steigende Lebensmittelpreise oder Versorgungsengpässe.
Das heißt: Wir können keine vielfältige Gesellschaft gestalten, ohne die Klimakrise
mitzudenken!
Konkrete Handlungsoptionen – Utopien entwerfen und geschützte Räume schaffen
Als Grüne Jugend Mecklenburg-Vorpommern setzen wir uns nicht nur kritisch mit den
bestehenden Verhältnissen auseinander, sondern entwickeln aktiv Visionen für eine
gerechtere Zukunft. Unser Ziel ist es, Alternativen aufzuzeigen, die Vielfalt tatsächlich
ermöglichen und fördern.
Dabei sind wir uns unserer eigenen Privilegien bewusst: Während wir über Systemalternativen
nachdenken können, bedeutet das bestehende System für viele Menschen konkrete
Diskriminierung, Benachteiligung und Gefahr. Deshalb sehen wir es als unsere Verantwortung,
im Hier und Jetzt geschützte Räume zu schaffen. Besonders in Ostdeutschland, in
Mecklenburg-Vorpommern und in ländlichen Gebieten mangelt es an vielfältigen und sicheren
Orten für junge Menschen. Wir wollen Strukturen auf- und ausbauen, in denen sich alle
wiederfinden, weiterbilden, Gleichgesinnte treffen, Freundschaften schließen und Hoffnung
schöpfen können. Dafür möchten wir besonders mehr Schüler*innen und Azubis die Chance
ermöglichen, sich politisch bei uns zu entfalten und zu engagieren. Jungen Menschen, die
bisher keinen Raum für politisches Engagement haben, wollen wir Macht und einen Platz
geben, um sie für Politik zu begeistern. Wir sind uns der Herausforderung bewusst, dass
speziell junge Männer von rechts radikalisiert werden. Ein Raum dafür bieten soziale Medien,
die wir weiter auch mit persönlichem, linken Content bespielen werden und auf die Probleme
der Menschen eingehen. Wir setzen uns weitergehend für die Demokratisierung dieser
Plattformen ein.
Das bedeutet: Wir vernetzen junge Menschen auf dem Land, schaffen kostengünstige
Freizeit- und Kulturangebote und schaffen soziale und inklusive Räume und Treffpunkte. Dafür
suchen wir als Grüne Jugend MV Anschluss zum Landesjugendring. Der Landesvorstand
erarbeitet dafür ein Konzept.
Um dieses Ziel zu erreichen, möchten wir unter anderem unseren Kreisverbänden einen
Leitfaden zur Verfügung stellen. Dieser soll konkrete und niedrigschwellige
Handlungsvorschläge bieten, um Treffen und Strukturen diverser und inklusiver zu gestalten.
Diese Maßnahmen ergänzen notwendigerweise unser übergeordnetes Ziel, ein gerechteres
und vielfältigeres System zu verwirklichen.
Vielfalt ist für uns kein Selbstzweck, sondern eine grundlegende
Voraussetzung für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Wir kämpfen
dafür, dass jede*r in unserer Gesellschaft gleichberechtigt leben kann – nicht
nur innerhalb bestehender Systeme, sondern in einer gerechteren Welt, die wir
gemeinsam gestalten.